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Home/Newscenter/Nach gutem Debüt für Göttingen: Muss Kostja Mushidi sich erneut der ganzen Basketball-Szene beweisen?

Kochs NachschlagNach gutem Debüt für Göttingen: Muss Kostja Mushidi sich erneut der ganzen Basketball-Szene beweisen?

09. Oktober 2024
Freundlich ist er eigentlich immer. Probleme hatte er früher viele. Mögen kann man ihn leicht, verurteilen bestimmt auch. Deswegen polarisiert er die deutsche Basketball-Szene, seit er AST-MVP und NBA-Prospect war. Jetzt spielt er in Göttingen und muss sich wieder beweisen: Kosta Mushidi.

Freundlich ist er eigentlich immer. Probleme hatte er früher viele. Mögen kann man ihn leicht, verurteilen bestimmt auch. Deswegen polarisiert er die deutsche Basketball-Szene, seit er AST-MVP und NBA-Prospect war. Jetzt spielt er in Göttingen und muss sich wieder beweisen: Kosta Mushidi.

Zugegeben, das Knüller-Spiel im Pokal findet am Sonntag statt, wenn Bonn, das zuletzt Berlin schlagen konnte, den Titelverteidiger München empfängt. Eröffnet wird das Achtelfinale aber bereits am Freitag bei der BG Göttingen, wo die Gastgeber als einziges noch siegloses Team der ersten Liga die FIT/One Würzburg Baskets erwarten. Nachdem Göttingen in den ersten beiden Bundesligaspielen nicht wettbewerbsfähig wirkte und von Aufsteiger Frankfurt und in Rostock mit jeweils 28 Punkten Differenz weggeklatscht wurde, zeigten sich die Veilchen am Sonntag gegen München deutlich verbessert. Zugegeben, die Bayern traten nach ihrem tollen Euroleague-Auftakt gegen Real Madrid nicht in Bestbesetzung an, aber trotzdem hätte wohl niemand erwartet, dass die Mannschaft von Olivier Foucart zur Pause führen würde. Dabei debütierte nach nur vier Trainingstagen Kostja Mushidi für die Göttinger und hinterließ dabei einen guten Eindruck. Der 26-Jährige war eines der größten Talente des deutschen Basketballs, aber auch schon relativ früh als „Enfant terrible“ verschrien. Da dieses Stigma nur schwer abzuschütteln ist, steht er jetzt wieder unter dem Zwang, sich beweisen zu müssen.

Die Historie

Im Schnelldurchlauf: Bereits mit 15 Jahren verzeichnete das große Talent für Rhöndorf seine ersten Einsätze in der ProB. Mit 17 wechselte Mushidi dann schon nach Frankreich, und ein Jahr später nach Serbien. In dieser Zeit sorgte er international vor allem als Jugendnationalspieler für Aufsehen. So gewann die U18 des DBB mit ihm als MVP 2016 erstmals das Albert-Schweitzer-Turnier – seine Highlights von damals zeigen seine Vielseitigkeit und seine Nervenstärke in wichtigen Situationen:

Mushidi überzeugte auch 2017 beim Hoop-Summit als bester Scorer der internationalen Auswahl. Sein Name stand in den Notizbüchern aller NBA-Scouts. 2019 kehrte er nach Deutschland zurück, aber seine Karriere geriet gewaltig ins Stottern. Mitte der Saison wurde er in Braunschweig entlassen, weil er Marihuana konsumierte. Trotzdem erhielt er bei den Löwen im darauffolgenden Sommer eine zweite Chance. Als der Flügelspieler erneut die Spielzeit im Dezember beendete, stand er vor einem Scherbenhaufen. Doch die Verantwortlichen beim SYNTAINICS MBC glaubten an einen geläuterten jungen Mann und wurden nicht enttäuscht, nachdem sie den von vielen schon Abgeschriebenen Ende 2021 unter Vertrag genommen hatten. Über seine ersten beiden Spielzeiten bei den Wölfen lieferte der 1,95 Meter große Flügelspieler in 57 Partien im Schnitt 12,1 Punkte (42,6 FG%) und je 1,9 Rebounds und Assists in gut 27 Minuten Parkettzeit.

Das Warten bis Oktober

Mushidi hatte seine Karriere gerettet. Aber nach einer Saison mit weniger Minuten teilten die Weißenfelser in diesem Sommer mit, dass sie sich gegen eine Verlängerung des Arbeitspapieres entschieden hätten. Eine Darstellung, welcher der 26-Jährige widerspricht. Er habe die Entscheidung getroffen, weil ein Tapetenwechsel nötig gewesen sei. Allerdings flatterte ihm nur ein Angebot aus Japan auf den Tisch, welches er nicht annahm. „Das fehlende Interesse aus der Bundesliga hat natürlich mit meinem Ruf zu tun, den ich nur schwer loswerde“, sagt er, trotzdem sei er enttäuscht gewesen.

Die Situation in Göttingen

Jetzt hat ihn die BG Göttingen für zwei Monaten unter Vertrag genommen, um den erkrankten Kapitän Mathis Möninghoff zu ersetzen, der auch auf der Vier eingesetzt wurde. Mushidi kommt in eine Mannschaft, deren Talentlevel auf Kante genäht ist. Eigentlich ist er ein Zweier oder Dreier, der dank starker Skills und gutem Körper viel Scoring schultern kann. Diesbezüglich erinnert Kostja immer ein wenig an den früheren Nationalspieler und Combo Guard Robert Garrett (118 Länderspiele). Aber bei den Veilchen muss Kostja für den fehlenden Möninghoff mit seinen 1,95 Meter jetzt auch als Power Forward ran. Das war in der Vergangenheit nicht seine Kernkompetenz, aber er traut sich auch diese Position zu. Körperlich wirkte er bei seinem ersten Auftritt gegen die Bayern in guter Verfassung (neun Punkte, zwei Rebounds und ein Assist in gut 23 Minuten), auch weil er sich den ganzen Sommer über fit gehalten hat, vor allem mit 3x3-Basketball für das renommierte Team „Der Stamm*“. Jedenfalls sahen die Göttinger mit ihm deutlich besser aus als in den Begegnungen zuvor. „Ich habe Energie gebracht“, sagt er zurückhaltend. Aber um das Ruder in Göttingen herumzureißen, bedarf es wahrscheinlich weiterer personeller Veränderungen. Der niederländische Aufbau Marijn Ververs verfügt nicht über genug Speed, um Verteidigungen durch Penetration aufzubrechen (Update: Aber vielleicht Tra Holder als nachverpflichteter Einser). Die Verteidigung und der Rebound waren bislang sowohl individuell als auch kollektiv zu schwach.

Kochs Nachschlag

Deswegen wäre es der komplett falsche Ansatz, Kostja Mushidi jetzt zum Retter zu stilisieren. Aber er kann diesem Team auf jeden Fall mehr Stabilität verleihen. Wer mit ihm spricht, gewinnt den Eindruck, dass er gereift ist. Er weiß um seine Fehler aus der Vergangenheit. Auch deshalb ist es nicht fair, sie ihm ewig nachzutragen. Für seine Kritiker war die Zeit bei den Wölfen nicht genug, um ihre (Vor-)Urteile zu revidieren. In Göttingen steht er jetzt wieder vor der Aufgabe, ihnen seinen Entwicklungsprozess beweisen zu müssen.

*Hier geht es zum Insta-Account des 3x3-Teams "Der Stamm", wo auch Highlights von Kostja Mushidi aus der Zeit in Weißenfels zu sehen sind.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital, DAZN und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag".