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Home/Newscenter/Fragenhagel der Fans: Meine frühen MVP-Kandidaten, das Pokalwochenende in Weißenfels und ein Bonner Rätsel

Kochs NachschlagFragenhagel der Fans: Meine frühen MVP-Kandidaten, das Pokalwochenende in Weißenfels und ein Bonner Rätsel

20. Dezember 2024

Einen guten Monat später als üblich bringen wir in dieser Saison den ersten Fragenhagel an den Start. Vielen Dank für eure interessanten Einsendungen. Es war genügend Material dabei, um zwei Ausgaben dieses Formats zu füllen. Hier kommt die erste, die ich den drei meistgefragten Themen widme und die zweite folgt noch vor dem Jahreswechsel. Bevor ich loslege, möchte ich euch natürlich entspannte Feiertage wünschen!

Was hältst Du vom TOP FOUR in Weißenfels und davon, dass Düsseldorf zukünftig fester Austragungsort sein wird?

Ich hätte mir das TOP FOUR 2025 in Bamberg oder in Frankfurt gewünscht. Das soll nicht heißen, dass ich dem SYNTAINICS MBC die erstmalige Austragung des Turniers nicht gönne. Ich freue mich für Geschäftsführer Martin Geissler und seine Crew, aber die Stadthalle Weißenfels ist eine kleine Arena, die bezüglich Größe und Komfort einem solchen Anlass eigentlich nicht gerecht wird. Ich hätte mich sehr mit dem MBC als Ausrichter anfreunden können, wenn es möglich gewesen wäre, nach Leipzig zu gehen und dort ein großes Event aufzuziehen. Das hätte auch für die Wölfe selber und die Region eine viel größere Signalwirkung gehabt.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das Weißenfelser Angebot seine Vorzüge vor Heidelberg als neutralem Ausrichter hatte, bestimmt erhielt es aber auch aufgrund fehlender Konkurrenz der anderen Teilnehmer den Zuschlag. Die Bayern haben sich nicht beworben, und selbst im Falle eines Münchner Interesses wäre es aus meiner Sicht nicht gut gewesen, dieses Ereignis zum vierten Mal in den vergangenen acht Jahren beim Ligakrösus auszutragen. Es ist nicht gut, wenn ein Klub so häufig in der entscheidenden Phase des zweitwichtigsten Wettbewerbs Heimvorteil genießt – schon gar nicht, wenn es auch noch der finanzstärkste ist. 

In meinem Eröffnungssatz hatte ich Bamberg und Frankfurt als meine Wunschstandorte genannt. Dort sind die Spielstätten einfach größer und besser als im Weißenfels, aber aufgrund anderer Veranstaltungen Mitte Februar nicht verfügbar. Seit 2010 fand das TOP FOUR immer in einer mindestens 5.000 Zuschauer fassenden Halle statt. Die Stadthalle, die 3.000 Fans Platz bietet, passt nicht zum Stand der Liga. Nur zwei Mal – 1994 in der Graf-Stauffenberg-Halle in Bamberg (1.800 Plätze) und 1996 in der Sporthalle Charlottenburg (2.500) – wurde das Finalturnier in kleineren Arenen ausgetragen. Allerdings gab es da mit Brandt Hagen und dem SSV ratiopharm Ulm am Ende zwei Überraschungspokalsieger. Das erwarte ich in Weißenfels nicht – zu übermächtig scheinen die Bayern – aber den Spruch von den Gesetzen des Pokals kennt Ihr ja …

Die Vergabe des TOP FOUR ab 2027 nach Düsseldorf gibt der Liga erhebliche Planungssicherheit. Darüber hinaus finde ich es gut, dass es keinen Heimvorteil gibt. Ich sehe auch keine Gründe, warum die Fans nicht mitziehen sollten. Ich denke, dass die Entwicklung im deutschen Basketball in den letzten Jahren so rasant verlaufen ist, dass man auch an einem neutralen Standort großes Zuschauerinteresse generieren kann. Sollte die 12 000 Plätze fassende Halle aber nicht gut gefüllt sein, wäre das Kalkül nicht aufgegangen.

Bei den Telekom Baskets Bonn herrscht ein ständiges Auf und Ab: Wirst Du schlau aus dem Team?

Ehrlich gesagt: nein! Dennoch formuliere ich ein paar Gedanken, die aber nur sehr bedingt als Erklärung für die Inkonstanz herhalten können. Darius McGhee ist zweifellos der offensive Schlüsselspieler, kommt aber fast immer von der Bank. Ich würde ihn angesichts der Tatsache, dass es zuletzt mehr ein Ab als ein Auf war, starten lassen, um einen neuen Impuls zu implementieren. Da er fast 27 Minuten im Schnitt spielt, kann man so auch seine Pausen besser managen. Grundsätzlich muss man aber auch festhalten, dass das Team personell schwächer als in der Spielzeit zuvor aufgestellt ist. Lars Thiemann ist als vierter Big Man nur bedingt spielbar, was auch deshalb schmerzlich ist, weil Thomas Kennedy weniger dominant auftritt als in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison und Jonathan Bähre nicht zwei Abgänge (Christian Sengfelder und Benedikt Turudic) kompensieren kann. Bodie Hume, der sich viel zu sehr auf seinen Dreier konzentriert, ist für Bonner Ansprüche ein grenzwertiger Ausländer – und Rivaldo Soares ist noch nicht einmal grenzwertig. Das sind Realitäten, die man anerkennen muss.

Kochs Nachschlag: Wer wäre aktuell dein MVP-Favorit?

Ich habe am Wochenende Brae Ivey live in Vechta gesehen und war sehr beeindruckt. Nick Weiler-Babb wäre mit seinem Gesamtpaket ebenfalls ein Kandidat. Aber mein Favorit derzeit ist Ryan Mikesell. Er ist die spielerische und emotionale Zentralfigur des aktuellen Überraschungstabellenführers MLP Academics Heidelberg, für die meisten Kontrahenten ein schwieriges Match-up und legt auch noch die entsprechenden Zahlen auf (18,0 Punkte, 6,5 Rebounds und 3,1 Assists).

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital, DAZN und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag".