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Home/Newscenter/Der zweite Fragenhagel der Fans: Berlin und die Euroleague, Spielerverträge, Abstiegskampf und NBA-Scouts

Kochs NachschlagDer zweite Fragenhagel der Fans: Berlin und die Euroleague, Spielerverträge, Abstiegskampf und NBA-Scouts

26. Dezember 2024
Hier kommt der angekündigte zweite Teil des Fragenhagels. Bitte seht es mir nach, dass es mir auch in zwei Ausgaben nicht möglich war, alle Fragen zu beantworten. Ich wünsche Euch einen guten Rutsch und viel Glück und Gesundheit für 2025!

Hier kommt der angekündigte zweite Teil des Fragenhagels. Bitte seht es mir nach, dass es mir auch in zwei Ausgaben nicht möglich war, alle Fragen zu beantworten. Ich wünsche Euch einen guten Rutsch und viel Glück und Gesundheit für 2025!

Wieso gibt es in der Bundesliga so viele Einjahresverträge, und ist das eher der Wunsch der Spieler oder der Klubs?

Die vielen Einjahresverträge betreffen in erster Linie die ausländischen Profis und weniger die einheimischen. Der Markt an deutschen BBL-Spielern ist begrenzt. Entsprechend sind die Vereine hier stärker bemüht, diese Akteure mit Mehrjahresverträgen auszustatten. Bei den internationalen Spielern, insbesondere natürlich bei den US-Amerikanern, gibt es hingegen eine riesige Auswahl. Das bedeutet, dass der Markt in jedem Sommer extrem viele Optionen bereithält. Zudem ist es für die Teams mit den bescheideneren Budgets, von denen es eine Menge in Deutschland gibt, oft nur möglich, finanziell überschaubare Angebote zu unterbreiten. Entsprechend müssen sie häufig auf Spieler zurückgreifen, die in Deutschland noch unbeschriebene Blätter sind. Teilweise werden Rookies ohne Europaerfahrung verpflichtet. Mit Einjahresverträgen kann man das Risiko minimieren, wenn diese „Wundertüten“ nicht performen. Gleichzeitig sind die Agenten nicht bereit, ihre Klienten für kleines Geld längerfristig zu binden. Deutschland wird vor allem vonseiten der Spieler immer noch als Durchgangsstation betrachtet. Auch wenn die Liga an internationalem Renommee gewonnen hat, sehen viele Basketballer sie noch als (einjähriges) Sprungbrett für lukrativere Märkte wie Spanien oder die Türkei.

Was sollte Göttingen tun, um den Abstieg noch zu verhindern?

Nach den bisherigen Eindrücken ist die BG Göttingen das schwächste Team der Liga. Durch den Frankfurter Sieg gegen Ulm hat sich die Situation zusätzlich verschärft. Die Veilchen sind nicht nur in der Tabelle, sondern auch bei allen relevanten Statistiken ein Kellerkind. Ich sehe die einzige Chance darin, den Kader durch Nachverpflichtungen zu verstärken. Seit der Trennung von Jared Godfrey Mitte November ist eine Ausländerposition vakant. Die Göttinger können nicht warten, bis der verletzte Noah Churchill Sörensen zurückkommt. Der 21-Jährige muss sich grundsätzlich erst einmal auf diesem Niveau beweisen, und als Rekonvaleszent wird er ohnehin primär mit sich selbst beschäftigt sein. Aber es ist fraglich, ob ein Godfrey-Ersatz allein ausreicht. Anknüpfend an die erste Frage gilt es festzuhalten, dass die BG mit Marijn Ververs einen Ausländer unter Vertrag hat, der nur 1,3 Punkte pro Partie erzielt, aber vor der Saison ein Arbeitspapier über zwei Spielzeiten erhielt. Letztendlich müssten die Veilchen ihre zwei noch möglichen Nachverpflichtungen tätigen. Das ist die Theorie. Die Praxis wird aber von klammen Kassen bestimmt.

Sollte Berlin weiter versuchen, um jeden Preis Euroleague zu spielen?

Ja! Im Sommer gab es schon die Diskussion, ob die Albatrosse oder Valencia in den Eurocup abgestuft werden. Dieser Kelch ging glücklicherweise noch einmal an den Berlinern vorbei. Die Euroleague freiwillig zu verlassen, halte ich für überhaupt keine gute Idee, denn eine Rückkehr wäre dann nur über den Titelgewinn im Eurocup möglich.

Kochs Nachschlag: Da Du auch mal als NBA-Scout tätig warst: Wie laufen die Besuche von US-Scouts ab und worauf wird dabei bei einem Talent geachtet, was man nicht auch in Videos sehen kann?

Ein Besuch erfolgt in der Regel mit einer Voranmeldung beim Verein. In diesem Zusammenhang wird abgeklärt, ob der Scout sich „nur“ ein Spiel oder auch Trainingseinheiten anschauen möchte. Letzteres ermöglicht Einblicke, die man über das Videostudium einer Partie nicht erlangen kann. So können die Scouts Aufschlüsse darüber gewinnen, wie sich der Spieler im Training präsentiert. Das umfasst Aspekte wie Intensität, den Umgang mit Korrekturen und die Interaktion mit Teamkollegen und Coaches. Natürlich weiß ein Spieler, wenn ein Scout seinetwegen in der Halle sitzt. Entsprechend ist er bemüht, sich so positiv wie möglich darzustellen. Unter diesen Vorzeichen sind solche Einheiten zwar nur bedingt repräsentativ, aber trotzdem hilfreich. Scouts mit einem ausgeprägten Gespür können recht gut unterscheiden, welche Verhaltensmuster echt und welche gefakt sind. Beim Spiel wird auch auf Dinge geachtet, die abseits des Parketts geschehen. Das kann zum Beispiel die Frustrationstoleranz sein, wenn ein Spieler aufgrund seiner Foulbelastung oder einer schwächeren Leistung ausgewechselt wird. Der Austausch mit dem Coach und dem Sportdirektor rundet die Besuche häufig ab. Direkte Gespräche mit dem Spieler sind hingegen die Ausnahme.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital, DAZN und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag".