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Home/Newscenter/Neuer Coach und neuer Spieler: Warum der Klassenerhalt trotzdem eine Mammutaufgabe für Göttingen bleibt

Kochs NachschlagNeuer Coach und neuer Spieler: Warum der Klassenerhalt trotzdem eine Mammutaufgabe für Göttingen bleibt

17. Januar 2025

Die Lage bei der BG Göttingen ist angespannt. Als Tabellenletzter mit nur einem einzigen Sieg auf dem Konto befinden sich die Veilchen in rauem Fahrwasser. In solchen Situationen gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und selbigen nicht zu verlieren. Dies sah der Vertreter eines Sponsors offensichtlich anders, als er nach der Niederlage am Wochenende gegen Braunschweig wortlos gegenüber Manager Frank Meinertshagen eine „Kopf-ab-Geste“ vollführte. Unabhängig von der moralischen Bewertung kann man die Frage stellen, wem diese Geschmacklosigkeit gegolten haben soll. Bezog sie sich auf den Klub in seiner Gesamtheit, den der Ausführende möglicherweise schon in der ProA sieht, oder galt sie Meinertshagen persönlich, den er gerne abgelöst sähe, oder war sie als Aufforderung zu verstehen, den Trainer zu köpfen?

Wenn es Letzteres gewesen sein sollte, bin ich davon überzeugt, dass dieser Vorfall die Entscheidung des Göttinger Geschäftsführers in keiner Weise beeinflusst hat, Head Coach Olivier Foucart von seiner Aufgabe freizustellen. Auch wenn der Belgier aus meiner Sicht nicht für den enttäuschenden Saisonverlauf verantwortlich gemacht werden kann, so entspricht es den Gepflogenheiten des Geschäftes, den Trainer auszutauschen und die Hoffnung auf Besserung mit einem neuen Übungsleiter zu verbinden. Der schwedische Nationaltrainer Mikko Riipinen übernimmt mit sofortiger Wirkung die BG. Dazu wurde mit Marcus Shaver ein neuer Spieler verpflichtet.

Die bisherigen Baustellen

In seinen Aussagen zur Trennung von Foucart beschrieb Meinertshagen das grundsätzliche Dilemma. Die Göttinger verfügen über ein extrem kleines Budget, mit dem man nicht in jeder Saison oberhalb der finanziellen Realität abschneiden kann. Durch die Verletzung des Dänen Noah Churchill Sörensen startete die BG mit nur fünf Ausländern in die Saison, was sich als Fehler erwies. Als die Verantwortlichen dann reagiert hatten, brauchte der neue Spielmacher Tra Holder eine außergewöhnlich lange Eingewöhnungsphase (war aber über die vergangenen fünf Partien mit 18,6 Punkten im Schnitt der beste Scorer der Liga, wenn auch die Wurfquoten besser werden müssen). Nach der Trennung von Jarred Godfrey Mitte November dauerte es zwei Monate bis nun wohl mit Shaver ein Nachfolger kommen soll.

Diese „Unterbesetzung“ konnte die Mannschaft trotz der Nachverpflichtung von Kostja Mushidi für den zwischenzeitlich erkrankten Mathis Mönninghoff zu keinem Zeitpunkt kompensieren, weil in dieser Spielzeit gleich mehrere Akteure hinter den Erwartungen zurückbleiben. Dies gilt in erster Linie für Marijn Ververs und Deion Hammond. Der Niederländer ist den Beweis der Bundesligatauglichkeit bislang komplett schuldig geblieben, und Hammond, der als Scorer eingeplant war, legt nur 7,3 Punkte auf und wirft dabei 28,2 Prozent aus dem Feld. Dazu ist die Defensive löchrig wie ein Schweizer Käse. Mit einem Rating von 127,2 sind die Veilchen mit riesigem Abstand das Schlusslicht (Frankfurt als Vorletzter weist 114,5 auf). Schließlich sind die Göttinger auch noch das schlechteste Rebound-Team.

Die Hoffnungsträger

In diesem Bereich kann Marcus Shaver als 1,87 Meter großer Point Guard nur bedingt helfen. Seine Statistiken in der zweiten türkischen Liga sind beachtlich (24,6 Punkte und 5,2 Assists), aber es muss klar sein, dass er sie nicht auf BBL-Niveau abgeliefert hat und seine Mannschaft nur Vorletzter ist. Entsprechend wären Szenarien, die den 26-Jährigen als Retter stilisieren, übertrieben.

"Jep, das wird eine harte Aufgabe, Coach!" - Kostja Mushidi und Mikko Riipinen beim ersten gemeinsamen Training (Foto: Stützer).

Der neue Head Coach kommt mit der Empfehlung von vier dänischen Meisterschaften an die Leine. Von 2021 bis 2024 gewann Mikko Riipinen mit den Norköpping Dolphins den Titel, in den beiden letzten Spielzeiten sogar das Double. Dass er diese komfortable Situation jetzt aufgibt, unterstreicht die Attraktivität des deutschen Basketballs. Zudem ist der 37-jährige „Komplettskandinavier“ (in Norwegen als Sohn finnischer Eltern geboren, in Schweden aufgewachsen und sowohl mit einem finnischen als auch einem schwedischen Pass ausgestattet) seit 2021 schwedischer Nationaltrainer und besiegte in dieser Funktion im Qualifikationsfenster im November die DBB-Auswahl mit 73:72. Vielleicht erleichtert es seinen Einstieg, dass er mit dem SYNTAINICS MBC direkt zwei Mal gegen den gleichen Kontrahenten antritt und so nicht ganz so viel Zeit mit der Spielvorbereitung verbringen muss.

Kochs Nachschlag

Es ist eine Mammutaufgabe, der sich Riipinen stellt. Entsprechend ist es nicht überraschend, dass sein Vertrag im Falle eines Abstiegs auch für die ProA gilt. Und genau bei diesem Zusammenhang kommt mir irgendwie ein anderer Coach aus Nordeuropa in den Sinn! Tuomas Iisalo wurde 2016 im Abstiegskampf nach Crailsheim geholt, konnte den Klassenerhalt aber nicht realisieren. Dafür stieg der Finne in der darauffolgenden Saison mit den Merlins wieder auf, läutete die erfolgreichste Phase der Klubgeschichte ein und begann seinen persönlichen Aufstieg, der ihn mittlerweile bis in die NBA geführt hat. Eine Entwicklung, die den krisengeschüttelten Göttingern (zumindest mittelfristig) Hoffnung machen kann.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital, DAZN und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag".