Wie in allen anderen Ländern, die mehr als einen Vertreter in der Turkish Airlines EuroLeague haben, zählt auch in Deutschland das nationale Derby zu den emotionalen Saisonhöhepunkten - egal, wie die einzelnen Teams gerade in der Tabelle dastehen. Am Freitag treffen sich der Deutsche Meister FC Bayern und der Vizemeister ALBA BERLIN im Rahmen des 23. EuroLeague-Spieltags zum deutschen Derby in der Bundeshauptstadt.
Autor: Horst Schneider
Diese Woche in Europa:
Freitag, 20:00: Berlin - München (EL)
Berlin und München treffen sich in dieser Saison am 24. Januar zum dritten Mal und das vierte Duell steht nur neun Tage später am 2. Februar im Rahmen des 19. Spieltags der easyCredit BBL in München bereits auf der Tagesordnung. Das erste Aufeinandertreffen im EuroLeague-Hinspiel am 14. November entschieden die Münchener gegen die damals noch extrem dezimierten Berliner mit 25 Punkten von Carsen Edwards deutlich 115:88 für sich. Mehr Derby-Atmosphäre kam vor drei Wochen am 5. Januar auf, als ALBA im Bundesliga-Hinspiel aus einem 21:40-Rückstand mit 20 Punkten von David McCormack noch einen 88:81-Sieg machte. Wer legt im dritten Vergleich einen Sieg vor?
EuroLeague: ALBA BERLIN - FC Bayern München (Fr, 20:00 Uhr)
Status quo: ALBA hat bei nur 3-19 Siegen keine realistische Playoff-Chance mehr und hat entsprechend - außer dem in diesem Klassiker natürlich enormen Prestige - am Freitag nichts zu verlieren. Für die mit einer Bilanz von 12-10 Siegen auf dem zehnten Tabellenplatz rangierenden Bayern steht hingegen in der Hauptstadt sehr viel auf dem Spiel. Bei einer Niederlage beim Schlusslicht drohen die Münchener aus den Play-In-Rängen herauszufallen.
Historie: In bisher 13 Jahren seit ihrem Aufstieg in die easyCredit BBL haben die Bayern national und international schon 83 Mal gegen ALBA gespielt. In der ewigen Bilanz hat München dabei mit 49:33 Siegen die Nase vorn (ein Unentschieden im EuroCup-Achtelfinale 2016 komplettiert die Bilanz). Kurioserweise unterscheiden sich die Bilanzen in den verschiedenen Wettbewerben eklatant. Während ALBA in Punktspielen der easyCredit BBL mit 14-12 Siegen die Nase vorn hat, führen die Bayern in der Playoff-Bilanz mit 23-13 Siegen (nach Serien 7-2) und in der EuroLeague hat ALBA die Bayern in bislang zehn Vergleichen überhaupt erst einmal (in der vergangenen Saison) schlagen können. Im Pokal steht die Bilanz unentschieden 4-4.
Duell im Fokus: Vor drei Wochen beim Duell in der easyCredit BBL fehlten mit dem Berliner Martin Hermannsson und dem Münchener Nick Weiler-Babb beiden Teams die Anführer auf der Spielmacherposition. Mittlerweile sind beide wieder fit und dürften am Freitag umso mehr im Fokus stehen. Beide Point Guards zeichnen sich vor allem durch ihre Spielübersicht aus, mit der sie die Lücken in der gegnerischen Verteidigung erkennen, und beide zählen mit 5,4 bzw. 5,2 APG zu den zehn besten Passgebern in der EuroLeague. Sowohl Hermannsson (10,7 PPG) als auch Weiler-Babb (8,0 PPG) haben aber auch ein gutes Gespür dafür, wann es angebracht ist, selber zu scoren. Ein weiteres interessantes Duell zweier vor drei Wochen noch verletzt fehlender Spieler ergibt sich auf dem Flügel mit den Rekonvaleszenten Vladimir Lucic und Louis Olinde.
Zahlen, bitte: ALBA und die Bayern spielen in dieser Saison vergleichsweise schnell (die Berliner spielen mit 74,8 Ballbesitzen pro Spiel sogar vor Paris die höchste Pace in der EuroLeague). Beide Teams unterscheiden sich aber extrem in der Wurfauswahl. Während die Berliner mit im Schnitt 41,8 die zweitmeisten Zweier in der EuroLeague nehmen (Bayern mit 32,6 die zweitwenigsten), nehmen die Bayern mit 31,4 die meisten Dreier (ALBA mit 23,5 die fünftwenigsten). Die Bayern treffen den Korb dabei mit 58,8 Prozent bei den Zweiern und 37,3 Prozent bei den Dreiern aus allen Lagen klar besser als die Berliner, die mit 54,9 Prozent bei Zweipunkt-Würfen nur im Mittelfeld und mit 30,3 Prozent bei den Dreiern am Ende der Statistik rangieren. Auch von der Freiwurflinie treffen die Bayern mit 84,1 Prozent (Platz eins) deutlich besser als ALBA mit 73,0 Prozent (Platz 17).
Aktuelle Form: Berlin ist in der EuroLeague seit nun schon neun Spielen ohne Sieg, präsentierte sich aber in allmählich kompletter Besetzung zuletzt bei der Overtime-Niederlage in Villeurbanne und drei Siegen in der easyCredit BBL in aufsteigender Form. Die Bayern sind trotz ihres Ausrutschers in Berlin in der easyCredit BBL Tabellenführer der easyCredit BBL, konnten aber in der EuroLeague-Rückrunde bislang nicht an die überragende Hinrunde anknüpfen. Von den ersten fünf Spielen des zweiten Durchgangs konnten sie nur eines (gegen Monaco) gewinnen und verloren vor einer Woche sogar in eigener Halle gegen den Drittletzten Bologna.
Alte Bekannte: In dieser Saison gibt es nur noch wenige Querverbindungen in den Aufgeboten der beiden deutschen Europaligisten. Kein ALBA-Spieler hat je für die Bayern gespielt und auf Münchener Seite hat neben dem früheren ALBA-Kapitän Niels Giffey nur Oscar da Silva 2021/22 eine Saison im ALBA-Trikot absolviert. Gordon Herbert war 2011/12 für eine Saison Trainer in der Hauptstadt.
Livestream / TV: Alle Spiele der EuroLeague werden in dieser Saison live und auf Abruf auf MAGENTA SPORT übertragen. Alexander Frisch kommentiert die für alle kostenlose Übertragung aus Berlin ab 19:30 Uhr. Benni Zander moderiert und Per Günther ist der Experte.