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Home/Newscenter/Die Bayern mit dem Rücken zur Wand: Was geht noch in den Partien bei den selbstbewussten Ulmern?

Kochs NachschlagDie Bayern mit dem Rücken zur Wand: Was geht noch in den Partien bei den selbstbewussten Ulmern?

01. Juni 2023
Aktuell laufen die Halbfinalserien, in denen es nach zwei Partien jeweils einen Doppelsieger gibt. Während die Bonner gegen Ludwigsburg erwartungsgemäß ihre Heimspiele für sich entschieden, unterlag der FC Bayern München als Hauptrundendritter zwei Mal zu Hause gegen ratiopharm ulm. Die Schützlinge von Anton Gavel sind derzeit in aller Munde, weil sie nach ALBA BERLIN nun auch den zweiten deutschen Euroleague-Teilnehmer aus dem Wettbewerb kegeln könnten. Deshalb werde ich mich auf diesen Vergleich konzentrieren, bei dem es bislang nicht nach der Papierform gelaufen ist und die in der Hauptrunde schlechter platzierte Mannschaft vorne liegt.

Aktuell laufen die Halbfinalserien, in denen es nach zwei Partien jeweils einen Doppelsieger gibt. Während die Bonner gegen Ludwigsburg erwartungsgemäß ihre Heimspiele für sich entschieden, unterlag der FC Bayern München als Hauptrundendritter zwei Mal zu Hause gegen ratiopharm ulm. Die Schützlinge von Anton Gavel sind derzeit in aller Munde, weil sie nach ALBA BERLIN nun auch den zweiten deutschen Euroleague-Teilnehmer aus dem Wettbewerb kegeln könnten. Deshalb werde ich mich auf diesen Vergleich konzentrieren, bei dem es bislang nicht nach der Papierform gelaufen ist und die in der Hauptrunde schlechter platzierte Mannschaft vorne liegt.

Was macht Ulm so stark?

Das Selbstvertrauen quillt den Ulmern derzeit aus allen Poren. Kein Spieler demonstriert dies deutlicher als der nur 1,75 Meter große Point Guard Yago dos Santos, der mit völliger Selbstverständlichkeit Dreier aus acht Metern nimmt und netzt. Dazu gibt er seinem Team zusammen mit dem erst 18-jährigen Juan Nunez Kreativität und eine mutige Entscheidungsfindung. Beim 89:67-Sieg der Ulmer im ersten Spiel der Serie (Highlights unten) zog der junge Spanier alle Register im Blocken und Abrollen. Sein Auftritt hatte Clinic-Charakter. Dabei war die Münchner Pick-and-Roll-Verteidigung die zweitbeste der Hauptrunde. Ein weiterer Vorteil der Ulmer sind ihre vielen Fast-Break-Punkte. Diese basieren in erster Linie auf Ballverlusten der Bayern.

Überraschend ist aber vor allem, dass die Ulmer auch am Brett Vorteile haben. Nachdem sie in den ersten drei Spielen gegen Berlin beim Rebound schlecht aussahen, haben sie das mittlerweile korrigiert und gegen München sogar leichte Vorteile. Auch deshalb konnte diese Mannschaft, die im Verlaufe der Saison die Anzahl ihrer Dreierversuche immer weiter gesteigert hat, beide Partien in der bayrischen Landeshauptstadt gewinnen, obwohl sie nur jeden dritten Wurf von jenseits 6,75 Meter traf.

Wo liegen die Münchner Probleme?

Selbstvertrauen bei Ulm, Verunsicherung bei den Bayern, denen neben (oder wegen) den drei fehlenden Veteranen Othello Hunter, Vladimir Lucic und Augustine Rubit das Gerüst einer erkennbaren Spielidee fehlt. Wo sollen die Punkte herkommen? Das Aufposten der Außenspieler (insbesondere gegen Yago) ist eine Option, die man hier und da ziehen kann, die aber nicht genug Stoff liefert, um die Story zu tragen. Das gilt auch für das 1-1 von Cash Winston. Der Amerikaner ist zweifellos der talentierteste Scorer im aktuellen Kader und der einzige Ausländer, der offensiv abliefert, wird von Andrea Trinchieri aufgrund seiner defensiven Schwächen aber nur spärlich eingesetzt. Der 25-Jährige ist der einzige Münchner, der ein Überraschungsmoment in die sonst sehr ausrechenbare Angriffsstruktur bringt. Den Bayern fehlt – abgesehen von Andi Obst – schlicht und einfach auch individuelle Topqualität. Die Defizite der Mannschaft beim Tempo und kreativen Playmaking sind nicht zu übersehen. Zudem müssen die Münchner an Körpersprache und Transition-Defense arbeiten. Als die Ulmer im dritten Viertel der zweiten Partie eine spektakuläre Dunking-Show im Fast Break zelebrierten, schauten die Bayern tatenlos resignierend zu. 

Was geht noch?

Diese Frage stellten sich nach 30 Spielminuten alle Bayern-Fans. Und dann erwachte ihr Team im Schlussabschnitt doch noch aus seiner Lethargie! Elias Harris, der zuvor das Spiel komplett von der Bank verfolgt hatte, rückte auf die Center-Position. Mit dieser Personalie stellte der amtierende Pokalsieger seine Pick-and-Roll-Verteidigung um und doppelte den Ballführer. Dagegen zeigten sich die Ulmer anfällig, insbesondere dann, wenn es den Bayern noch gelang, den ersten Pass zu überspielen. Mit Isaac Bonga als Power Forward verteidigte München über das ganze Feld und doppelte sowohl aus Mann-Mann- als auch aus Zonenformation. Das Ergebnis dieser Veränderungen waren sieben Ulmer Ballverluste und ein ungekannter Münchner Schwung. Plötzlich wirkten die Gäste passiv und fahrig, als ob sie Angst vor der eigenen Courage hätten. Aber der Lauf der Bayern, die bis zu diesem Zeitpunkt nur dank einer Galavorstellung von Nationalspieler Obst nicht komplett abgeschlagen waren, kam zu spät, die Partie ging bekanntermaßen trotzdem mit 93:88 an Ulm:

Kochs Nachschlag

Haben die Münchner in diesem letzten Viertel das Rezept gefunden, um die Serie noch zu drehen? Ich bezweifle es. Diesen Aufwand über 40 Minuten zu betreiben, ist extrem kräftezehrend. Zwar haben sie die Ulmer mit diesen Umstellungen kalt erwischt, aber für das dritte Spiel werden die Gavel-Schützlinge auf diese Varianten vorbereitet sein. Gegen das Doppeln des Pick and Rolls werden sie nach einem Short Roll den Ball in die Ecken spielen, wo die Werfer warten werden. Genauso wie die Ganzfeldpresse kann diese Option München bei dosiertem Einsatz aber durchaus helfen. Sollten wir sie dauerhaft sehen, bedeutet es, dass die Bayern mit dem Mute der Verzweiflung agieren.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.